Walz & Corona – Aussterben einer jahrhundertalten Tradition?

Königin der Landstraße. Meine Jahre auf der Walz.

Jede/r hat sie schon einmal gesehen, die meist schwarz gekleideten Wandergesellinnen und Wandergesellen. Sie begegneten uns in Kneipen, der Innenstadt oder an Landstraßen, wo sie den Daumen zum Trampen rausstreckten, um vielleicht in der nächsten Stadt ein neues Abenteuer ihrer Reise zu erleben.

Doch in Zeiten von Corona ist auch auf der Walz alles anders. Reisen und ständig wechselnde Kontakte sind gerade nicht angesagt. Die Bereitschaft der Bevölkerung Reisende bei sich aufzunehmen ist spürbar gesunken, auch die Arbeitgeber:innen sind zurückhaltender.

Fast schon nostalgisch erinnert man sich da an das Tippeln vor der Pandemie. Wie war das, jahrelang ohne Handy und Geld durch die Welt zu reisen, ohne morgens zu wissen, wo man abends schläft?

Das Buch “Königin der Landstraße. Meine Jahre auf der Walz” von Theresa Amrehn erzählt von der Tradition der Walz aus Frauenperspektive und vor der Pandemie.

Drei Jahre ohne Geld und Handy unterwegs

Nach ihrer Ausbildung überkommt die Kirchenmalerin Theresa Amrehn die Sehnsucht zu reisen und mehr vom Leben kennenzulernen. Sie beschließt, auf die Walz zu gehen und ist mehr als drei Jahre in Europa unterwegs.
Sie erzählt von den verschiedenen Facetten des Gesellenwanderns: der jahrhundertealten Tradition, der eigenen Sprache, dem Ohrlochnageln und dem strengen Ehrenkodex, an den sich jede*r zu halten hat. Sie beschreibt ihre Abenteuer, die Anstrengungen, die heiklen und erhebenden Momente – und wie aus einem Mädchen aus der fränkischen Provinz die Königin der Landstraße wird.

Theresa Amrehn, geboren 1985 in Würzburg, ging nach ihrer Ausbildung zur Kirchenmalerin auf die Walz. In den Jahren 2007 bis 2011 bereiste sie in traditioneller Kluft die Länder Deutschland, England, Österreich, Spanien und die Schweiz. Heute lebt sie als “Einheimische” im bergischen Land.